© 2021/22/23 – Ekkehard Brüggemann und Matthias Haist, Medienzentrum Landkreis Harburg

Download Digilab_Leitlinien_v1.3_2022.pdf (01.11.2022) 

Das Medienzentrum des Landkreis Harburg bietet mit dem DIGILAB einen praktischen Blick auf Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung. Grundlage unserer Arbeit ist „Digitale Bildung“ als Bildung des mündigen und (medien)kompetenten Subjekts und damit verbunden die Förderung von Selbstwirksamkeitserfahrung und Teilhabe im digitalen Raum.

Im DIGILAB verschmelzen Medienbildung, Medienethik, politische Bildung und informatische Bildung im Sinne des Frankfurt-Dreiecks[1] und der Bildungsperspektive „Keine Bildung ohne Medien!“[2]. Ergänzend werden in unserer Arbeit die Aspekte einer Bildung der „Sustainable Development Goals“[3] der UNESCO hinsichtlich einer umfassenden Menschbildung in einer digitalen Welt verfolgt.

Besonders die Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung und partizipativer Medienbildung zielen auf aktuelle und zukünftige globale Herausforderungen ab und haben in ihren Konzepten vieles gemeinsam. Sie realisieren sich in Bildungssettings z.B. durch die Verankerungen in Unterricht, fächerübergreifenden Projekten und in der non-formalen und informellen außerschulischen Bildung mit Kindern und Jugendlichen im Sinne eines ganzheitlichen, bildungsinstitutionell übergreifenden pädagogischen Konzepts. Das DIGILAB bietet die technologische und personelle Plattform, um engagierte Menschen so zu vernetzen, dass sowohl eine Implementation modernster Medien- und Informationstechnologien in die Praxis als auch eine Multiplikation der dahinter stehenden Ziele ermöglicht wird. [4]

Kindern und Jugendlichen bietet das DIGILAB einen (geschützten) Erfahrungsraum, in dem sie an die aktuelle technische Entwicklung anschließen und auf Augenhöhe ein Teil davon sein können. Dieser Raum ist anschlussfähig an ihre eigenen (digitalen) Lebenswelten und bietet damit die Chance, für die selbstwirksame Gestaltung digitaler und medialer Räume weitere Kompetenzen erwerben zu können.

Für Pädagog:innen bietet das DIGILAB die Möglichkeit, sich an aktuellen (Medien-)Technologien auszuprobieren. Durch den Umgang damit erfahren sie mehr über die Möglichkeiten, diese (Medien-) Technologien methodisch und didaktisch in der eigenen Bildungspraxis einzusetzen. Im kollegialen Austausch wird die Umsetzung evaluiert. Dies ist zwingend notwendig, denn Pädagog:innen wissen nicht, wie und mit welchen Medientechnologien und Konzepten sie arbeiten sollen, wenn sie sich der Technologien nicht ebenso ermächtigen und grundlegende Erfahrungen damit sammeln. Der Fortschritt der Digitalisierung in allen Lebensbereichen von Gesellschaft und Kultur macht es zwingend notwendig, dass sich die pädagogischen Professionen mit dieser auseinandersetzen und proaktiv mitgestalten. Bildungsinstitutionen müssen daher Antworten entwickeln, die sich an handlungsleitenden Prinzipien orientieren. Das Medienzentrum des Landkreis Harburg hat für eine solche Orientierung der eigenen Arbeit im DIGILAB Leitlinien entwickelt, die sich auf drei Säulen stützen.

 

Leitlinien Digilab 2021

Leitlinien Digilab 2021 (Klick zum Download)

Die Leitlinien des DIGILAB orientieren sich an…

 

  • der Lebenswelt und Medienaneignung von Kindern und Jugendlichen.
  • einer Bereitschaft die Arbeit stets an neuesten, bildungsrelevanten Technologien auszurichten, die einen unmittelbaren Kontakt im Rahmen eines „pädagogischen rapid prototyping“ und einer „drive by education“ erlauben.
  • dem damit verbundenen Sammeln, Bereitstellen und Erarbeiten didaktischer Konzepte, Methoden und Medien als Open Educational Ressources / Open Source.
  • Pädagog:innen und Multiplikator:innen, die gewillt sind im Netzwerk unterschiedlicher Fachrichtungen eine Vermittlungsperspektive einzunehmen und Anschlüsse in ihre eigene Profession herstellen.

 

Säule 1: Bildung für nachhaltige Entwicklung

 

    • der Vermittlung einer Perspektive des schonenden Umgangs mit Ressourcen auch im digitalen Umfeld und somit der Schaffung erlebbare Chancen zum handelnden, nachhaltigen Umgang mit digitalen Technologien (z.B. Repaircafé oder Upcycling Projekte).
    • öffentlichen und barrierearmen Zugängen für jedes Kind und jeden Jugendlichen, um den sinnvollen Einsatz von Medientechnologien erlernen zu können und der Schaffung digital-inklusiver (diklusiver) Settings, auch für Hochbegabte.
    • Partnerschaften, Beteiligung und Vernetzung (auch technologisch) auf lokaler Ebene als Entwicklungsvoraussetzung für die Befähigung zur globalen Vernetzung.
    • Eine Stärkung von Open-Source Strategien in Bildungsinstitutionen, um nachhaltige Bildungssettings zu ermöglichen, die selber in die Hand genommen werden können.

 

Säule 2: medienethisch und demokratiebildnerisch ausgerichtete Medienbildung

 

    • der Vermittlung von Medienkompetenz und Medienethik, d.h. Kenntnissen mit, über und durch mediale und digitale Produktionstechniken und ihrer kritischen Reflektion.
    • demokratische Prozessen und die damit verbundene Notwendigkeit mit und über Medien im digitalen Raum partizipieren und diesen gestalten zu können.
    • der Vermittlung von Kenntnissen über die „Sensorientierung“ einer digitalen Welt (Sensorik, Bilder- und Spracherkennung, AlwaysOn, Spuren im Netz, SmartHome, Assistenzsysteme, Industrie 4.0, KI), in der Schnittmenge zur informatischen Bildung und deren kritische Reflektion, sowie der Beteiligung an Civic Tech Ansätzen.
    • der Vermittlung von Kenntnissen über Einflussmöglichkeiten der Algorithmisierung auf Meinungsbildung (z.b. im Rahmen von Fakenews, Funktionsweisen von Social Media Plattformen, etc.) und demokratischer Prozesse.

 

Säule 3: Informatische Bildung als Grundlage für kompetentes Handeln im digitalen Raum

 

    • der Implementation von pädagogischem Making als verbindender Teil einer problemorientierten, handlungspraktischen, demokratischen und informatischen Perspektive.
    • der Vermittlung von Kenntnissen über (kollaborative) Robotik als relevante Zukunftstechnologie unter Berücksichtigung einer vorberuflichen Bildung.
    • der Vermittlung von Kenntnissen über Daten und Sensorik, sowie der Auswertung großer Datenmengen (Big Data) und deren Reflexion.
    • der Vermittlung von Kenntnissen über Algorithmen, Datenorganisation und KI als Grundgerüst des digitalen Raums und des damit verbundenen Einflusses auf Individuum und Gesellschaft.

 

[1] https://www.keine-bildung-ohne-medien.de/frankfurter-dreieck/, abgerufen am 01.08.2021
[2] https://www.keine-bildung-ohne-medien.de/medienpaedagogisches-manifest-2019/, abgerufen am 01.08.2021
[3] https://www.unesco.de/bildung/agenda-bildung-2030/bildung-und-die-sdgs, abgerufen am 01.08.2021
[4] https://t1p.de/bnends, abgerufen am 01.08.2021